Veredelungswege für regionalen Grünschnitt

Im Neckar-Odenwald-Kreis fällt aufgrund der ländlichen Struktur viel Grüngut an. 

Die Mengen aus Gärten und Anlagen aber auch aus Landschaftspflegemaßnahmen summieren sich auf über 20.000 t pro Jahr. Derzeit wird es über die zahlreichen Grüngutplätze und Sammlungen erfasst und verwertet.

Während der krautige Anteil (Blätter, Gras) kompostiert wird, steckt der holzigen Anteil des Grünguts noch „voller Energie“ und findet in dezentralen Biomasseheizanlagen eine sinnvolle Verwendung. Im neuen Biomassezentrum auf dem Gelände der Deponie Sansenhecken in Buchen wird aktuell eine Anlage zur Herstellung von Pflanzenkohle installiert, um weitere Veredelungswege für Grüngut erschließen zu können. 

Mit dieser Anlage des deutschen Herstellers Pyreg GmbH wird es nun möglich sein, regionale Biomassen wie beispielsweise Grünschnitt von Grüngutplätzen, Getreidespelzen aus der Landwirtschaft oder auch Hackschnitzel zu Pflanzenkohle zu veredeln. Dabei arbeitet diese Anlage nach dem Prinzip der Trockenen Karbonisierung, das dem, was die Köhler früher im Wald getan hatten, sehr ähnlich ist. Bei einem Materialeinsatz von rund 800 Tonnen regionalen Biomassen entstehen rund 2 00 t Pflanzenkohle.

Pflanzenkohle wird heute vielfältig verwendet:

  • Bestandteil für die Herstellung von hochwertigem Bodensubstrat (z. B. Terra Preta)
  • Zuschlagsstoff für die Herstellung von tierischen Futtermitteln oder für Stalleinstreu
  • Aktivkohle für Filteranlagen
  • Dauerhafte Bindung von CO₂  in Ackerböden, um die Atmosphäre zu entlasten: Eine Tonne Pflanzenkohle kann die dreifache Menge an CO₂ dauerhaft im Boden „festhalten“

Moderne Technik:

Eingesetzte Biomasse wird bei ca. 800 °C verkohlt (nicht verbrannt) Synthesegas wird im Flox-Brenner bei über 1.200 °C vollständig verbrannt, sodass nur sehr geringe Abgas-Emissionen entstehen
In Bezug auf Kohlenstoffmonoxid (CO) emittiert diese Anlage in etwa so viel wie zwei bis drei normale Haushalts-Holzfeuerungen mit jeweils 10 kW Leistung

Die permanent entstehende Abwärme von ca. 150 kW wird für die Trocknungsprozesse verwendet.

Terra Preta - Wundererde aus dem Amazonas-Gebiet

Normale Urwaldböden sind hochgradig verwittert und können nur wenig Nährstoffe speichern, kaum eine Kulturpflanze würde hier mit gutem Ertrag gedeihen.

Trotzdem waren Amazonas-Ureinwohner vor über 2.000 Jahren in der Lage, äußerst erfolgreich Ackerbau zu betreiben. Der Schlüssel hierfür liegt an einer selbst hergestellten Wundererde, der sog. „Terra Preta“, was übersetzt „Schwarze Erde“ bedeutet. Aus einer Mischung menschlicher, tierischer und pflanzlicher Abfälle in Verbindung mit Pflanzenkohle, z. B. aus Feuerstellen, hat sich im Laufe der Jahre dieser mächtige und äußerst fruchtbare schwarze Boden entwickelt. Terra Preta hat ein sehr hohes Wasser- und Nährstoffspeichervermögen.  
Schlüsselelement der Terra Preta ist die Pflanzenkohle - dieser sehr stabile Kohlenstoff ist in der Lage, Nährstoffe und Wasser zu binden und damit einen Lebensraum für Bodenmikroorganismen zu schaffen, was wiederum die außerordentliche Fruchtbarkeit bewirkt.

Auch aus klimatechnischer Sicht hat Terra Preta viele Vorteile: Sie kann sehr viel Kohlenstoff in einer äußerst stabilen Form langfristig binden und dadurch die Atmosphäre von CO₂ entlasten. Hauptbestandteile der Terra Preta, neben der Pflanzenkohle sind Bioabfälle bzw. Kompost, Mist und mineralische Bestandteile (Steinmehl) im Zusammenspiel mit Mikroorganismen und Bodentieren.

Rezeptur zur Herstellung von Terra Preta:

  • Küchenabfälle kleinschneiden und mit rund 10% Pflanzenkohle vermischen
  • Etwas Steinmehl* hinzufügen zur Anreicherung mit Mineralstoffen
  • Mit EM* (effektive Mikroorganismen) besprühen um die Fermentation anzukurbeln, gut vermischen
  • Zwei Wochen unter Luftabschluss ruhen lassen bei mindestens 15° C
  • „Vererdung“: Diese fermentierte Mischung in eine Erdgrube geben und mit natürlicher Erde bedecken. Mit einer Plastikfolie vor Regen schützen und ein halbes Jahr ruhen lassen. Durch Mikroorganismen und Bodentiere (z. B. Regenwürmer) wird dieses Gemisch zu „Terra Preta“ umgewandelt
  • Die fertige „Terra Preta“ in den normalen Boden einarbeiten (maximal 1/3 „Terra Preta“ zu mindestens 2/3 normaler Boden)

Fertig ist die „Wundererde“!
Diese muss nicht mehr gedüngt werden, ist enorm fruchtbar und kann sehr gut Wasser speichern.

* erhältlich im Fachhandel oder Gartencentern
Hinweis: Das Einarbeiten von „purer“ Pflanzenkohle in den Boden kann zu negativen Effekten führen, da sich diese zuerst mit Nährstoffen und Mikrobiologie „aufladen“ muss. Erst wenn die Pflanzenkohle gesättigt ist, kann sie ihre positive Wirkung entfalten.

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